Wir werden in letzter Zeit immer häufiger zu dem obigen Thema befragt. Wir sind keine Mediziner, aber ich werde versuchen die häufigsten Ursachen dafür, aus unserer Sicht, in diesem Artikel aufzuzeigen.
Viele Eltern und Lehrer erleben, dass hochbegabte Kinder – auch Kinder, die besonders klug und wissbegierig sind – oft zusätzliche Diagnosen erhalten. Besonders häufig werden das ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) und das Asperger-Syndrom (heute als Teil des Autismus-Spektrums betrachtet). Es kann verwirrend sein, wenn ein Kind sowohl als hochbegabt als auch mit ADHS oder Asperger diagnostiziert wird. In diesem Beitrag wird erklärt, warum das passiert und was Eltern und Lehrer darüber wissen sollten.
Natürlich gibt es auch diagnostizierte Doppeldiagnosen. Ich arbeite auch mit Kindern die eine Doppeldiagnose haben, sowohl ADHS als auch mit Asperger diagnostiziert. Und ich stelle immer wieder fest das alle Kinder über Fähigkeiten (Potenziale) verfügen. Diese müssen aber dem Kind erst einmal bewußt gemacht werden. Durch die, häufig vorhandenen Defizitdiagnosen, wissen diese Kinder gar nicht mehr wie sich Erfolg anfühlt. Ich nutze im Coaching alles um ihnen das wieder zur Verfügung zu stellen. Sei es Kreativität, Musikalität, handwerkliches Geschick usw. Das Lachen und die Freude dieser Kinder sind einfach wunderbar. Die schlimmste Aussage eines dieser Kinder war: " Ich bin krank im Kopf, deshalb kann ich nichts und muß mich nicht anstrengen. Hat eh keinen Zweck" Angeblich wurde ihm das so von einem "Fachmann" mitgeteilt.
1. Ähnlichkeiten in den Verhaltensweisen: Hochbegabung, ADHS und Asperger
Oft zeigen hochbegabte Kinder Verhaltensweisen, die ähnlich sind wie die Symptome von ADHS oder Asperger, auch wenn sie eigentlich durch ihre Hochbegabung bedingt sind. Hier sind einige Beispiele, wo sich diese Verhaltensweisen überschneiden:
Konzentrationsprobleme : Hochbegabte Kinder verlieren schnell das Interesse, wenn sie ein Thema langweilig finden. Dann wirken sie unaufmerksam oder verträumt – ähnlich wie Kinder mit ADHS.
Stärkerer Fokus auf ein Thema : Hochbegabte Kinder vertiefen sich oft intensiv in ein Thema, das sie interessiert, und vergessen dabei manchmal alles andere. Dieses Verhalten wird oft als „Tunnelblick“ bezeichnet und kann auch bei ADHS vorkommen.
Soziale Schwierigkeiten :
Viele hochbegabte Kinder fühlen sich unverstanden oder anders. Manchmal meiden sie deshalb den Kontakt mit anderen Kindern oder wirken eigenbrötlerisch. Das kann so wirken, als sie Schwierigkeiten im Umgang mit anderen hatte – ein Verhalten, das auch beim Asperger-Syndrom häufig vorkommt.
Empfindlichkeit gegenüber Reizen :
Hochbegabte Kinder reagieren oft empfindlich auf Reize wie Geräusche, Licht oder sogar bestimmte Stimmungen. Diese „Überempfindlichkeit“ ist auch ein typisches Merkmal von Asperger.
Hyperfokussierung :
Wenn hochbegabte Menschen sich für ein Thema begeistern, vertiefen sie sich intensiv. Diese tiefe Fokussierung auf Einzelthemen ähnelt der „Hyperfokussierung“, die oft bei ADHS beobachtet wird.
Da viele dieser Verhaltensweisen sich überschneiden, ist es oft schwierig, zu erkennen, ob das Verhalten eines Kindes wirklich auf ADHS oder Asperger hinweist – oder ob es eher durch seine Hochbegabung erklärbar ist.
2. Hochbegabte Kinder passen oft schwerer in das übliche Umfeld
Hochbegabte Kinder sind in der Schule oder im Alltag häufig unterfordert, weil sie sich schneller langweilen oder über das Gelernte hinausdenken. Das führt dazu, dass sie sich anders verhalten als ihre Mitschüler.
Ein Kind, das sich im Unterricht langweilt, wird vielleicht unruhig oder fängt an zu stören. Oder es kann sein, dass es „aufmüpfig“ wirkt, weil es nicht versteht, warum es die gleichen Dinge wie andere Kinder lernen sollen. Eltern und Lehrer, die sich noch nicht so gut mit Hochbegabung auskennen, könnten diese Verhaltensweisen dann als störend oder „anders“ empfinden. Dadurch kommt es oft zu Missverständnissen, und es wird vermutet, dass das Kind ADHS oder Asperger haben könnte.
3. Schwierigkeiten bei der Diagnose: Hochbegabung und ADHS/Asperger
Die Diagnosekriterien für ADHS und Asperger enthalten bestimmte Verhaltensmerkmale, die auch hochbegabte Kinder zeigen können. Beispielsweise gehört zu den typischen Anzeichen von ADHS, dass Kinder impulsiv und leicht ablenkbar sind. Hochbegabte Kinder wirken jedoch auch oft „verträumt“ oder verlieren die Aufmerksamkeit, wenn ein Thema sie nicht interessiert – was fälschlicherweise als ADHS-Symptom angesehen werden kann.
Ähnlich ist es mit Asperger: Hochbegabte Kinder entwickeln oft intensive Interessen und können sich in bestimmten Themen leidenschaftlich vertiefen. Das kann dazu führen, dass sie sich sozial zurückziehen und als „Eigenbrötler“ wirken. Solches Verhalten wird dann häufig als „typisch Asperger“ missverstanden.
4. Emotionale Herausforderungen hochbegabter Kinder
Hochbegabte Kinder haben oft besonders starke Gefühle. Sie erleben Freude, Enttäuschung oder Wut oft intensiver und sind auch selbstkritisch. Wenn sie in der Schule oder im sozialen Umfeld nicht richtig gefördert oder verstanden werden, kann es sein, dass sie Probleme bekommen, ihre Gefühle richtig zu regulieren. Das kann dazu führen, dass sie sich ausgrenzen oder Verhaltensweisen zeigen, die wie ADHS oder Asperger aussehen.
Außerdem fühlen sich viele hochbegabte Kinder „anders“ und oft auch einsam. Wenn sie nicht das Gefühl haben, dazuzugehören, kann das zu sozialem Rückzug oder sogar Ängsten führen. Diese Anpassungsfähigkeiten können für Eltern, Lehrer und Kinder selbst sehr belastend sein und oft Missverständnisse auslösen.
5. Fazit: Ein klarer Blick auf die Bedürfnisse hochbegabter Kinder
Es ist kein Zufall, dass hochbegabte Kinder oft Doppeldiagnosen wie ADHS oder Asperger erhalten. Die vielen Überschneidungen und die manchmal schwierige Anpassung im Alltag führen dazu, dass Verhaltensweisen missverstanden werden. Für Eltern und Lehrer ist es daher wichtig, nicht nur das Verhalten zu berücksichtigen, sondern auch die Umgebung und die besonderen Bedürfnisse des Kindes.
Eine umfassende Diagnostik, die nicht nur auf mögliche Störungen achtet, sondern auch auf die Stärken und Bedürfnisse des Kindes, kann helfen, Missverständnisse zu vermeiden.
Durch eine gute Zusammenarbeit zwischen Eltern, Lehrern und Fachkräften können hochbegabte Kinder besser unterstützt werden – damit sie sich nicht nur wohlfühlen, sondern auch in ihrer Besonderheit gesehen und gefördert werden.
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