· 

Die verschiedenen Seiten zur Förderung von hochbegabten Underachievern

Einleitung

Die Förderung von hochbegabten Underachievern stellt eine besondere Herausforderung dar. Diese SchülerInnen haben zwar das Potenzial, herausragende Leistungen zu erbringen, bleiben jedoch häufig weit hinter ihren Möglichkeiten zurück. Die Gründe dafür sind vielfältig und komplex. Ein Ansatz zur Förderung muss daher sowohl die Persönlichkeitsentwicklung als auch das Arbeits- und Sozialverhalten dieser Kinder und Jugendlichen berücksichtigen.

Dies bedeutet konkret:

1.  Vermittlung von Lernstrategien und Arbeitstechniken:

     Wie können Aufgaben leichter bewältigt werden?

2.  Steigerung der Lernmotivation und Förderung selbstregulierten Lernens:

      Wie können SchülerInnen dazu ermutigt werden, selbstständig und motiviert zu lernen?

3.  Ermutigung, Unterstützung und Ermöglichen positiver Erfahrungen:

      Welche Rolle spielen Geduld und Verständnis im Lernprozess?

 

Lernstrategien

Die Vermittlung effektiver Lernstrategien ist ein zentraler Bestandteil der Förderung von Underachievern. Es geht darum, den SchülerInnen Methoden an die Hand zu geben, die ihnen helfen, den Lernstoff besser zu bewältigen und ihre Fähigkeiten optimal einzusetzen.

 

Grundlegende Lerntechniken

Zunächst lernen SchülerInnen grundlegende Lerntechniken kennen. Diese Techniken umfassen:

Zeitmanagement:

Die Fähigkeit, Lernzeit effektiv zu planen und zu nutzen.

Notizentechnik:

Methoden, um effektiv Notizen zu machen, die das Lernen unterstützen.

Konzentrationstechniken:

Strategien zur Verbesserung der Konzentrationsfähigkeit.

 

Aufgabenspezifische Strategien

Je nach diagnostizierten Defiziten werden dann aufgabenspezifische Strategien vermittelt. Diese können beinhalten:

Rechtschreibtipps:

Methoden zur Verbesserung der Rechtschreibung.

Memoriertechniken:

Techniken, die das Merken von Informationen erleichtern.

Lernorganisation:

Strategien zur effektiven Organisation des Lernprozesses.

 

Motivierung und Aufbau selbstregulierten Lernens

 

Ein wesentlicher Bestandteil der Förderung von Underachievern ist die Steigerung der Lernmotivation und die Förderung des selbstregulierten Lernens. Hierbei ist es wichtig, den SchülerInnen Anleitung und ausreichend Freiräume zu gewähren, damit sie den Lernprozess eigenständig steuern können.

 

Motivierungsprinzipien

Die folgenden Prinzipien können dabei helfen, die Lernmotivation zu steigern:

Anspruchsvolle, aber lösbare Aufgaben:

Die Aufgaben sollten herausfordernd, aber machbar sein.

Realistische Lernziele:

Die Ziele sollten so gesetzt werden, dass sie erreichbar und motivierend sind.

Individualisierte Rückmeldungen:

Regelmäßiges Feedback zu den Lernfortschritten sowie Lob und Anerkennung.

Offene Unterrichtsformen:

Unterrichtsformen, die entdeckendes und forschendes Lernen ermöglichen.

Schulstoffunabhängige Themen:

Themen jenseits des regulären Lehrplans, die das Interesse wecken können.

Selbstmotivierung:

Die Fähigkeit zur Selbstmotivierung wird gefördert, indem SchülerInnen angeleitet werden, eigene Lernziele zu entwickeln und die Schritte dahin zu verfolgen.

 

Selbstreguliertes Lernen

Selbstreguliertes Lernen bedeutet, dass SchülerInnen lernen, ihren Lernprozess eigenständig zu steuern. Dies umfasst:

Eigene Lernziele setzen:

SchülerInnen sollen lernen, ihre eigenen Lernziele zu definieren.

Lernerfolge beobachten:

Die Schritte zum Erreichen dieser Ziele zu beobachten und zu verfolgen.

Verantwortung übernehmen:

SchülerInnen sollen lernen, Verantwortung für ihr eigenes Lernen zu übernehmen.

 

Unterstützung der Persönlichkeit

Ein weiterer zentraler Aspekt der Förderung von hochbegabten Underachievern ist die Unterstützung der Persönlichkeitsentwicklung. Dies bedeutet, dass Eltern und LehrerInnen durch Achtung und Akzeptanz gegenüber dem Kind helfen, Vertrauen in die Entwicklungsfähigkeit zeigen und als Vorbild in Bezug auf Neugier und Leistungsbereitschaft fungieren.

 

Rolle der Eltern und LehrerInnen

Eltern und LehrerInnen spielen eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung der Persönlichkeitsentwicklung:

Vertrauen und Akzeptanz:

Zeigen von Vertrauen in die Entwicklungsfähigkeit des Kindes.

Vorbildfunktion:

Vorbild sein in Bezug auf Neugier und Leistungsbereitschaft.

Fehler zulassen:

Fehler und unkonventionelle Denk- und Lösungswege zulassen und ermutigen.

Aufmerksamkeit und Zuwendung

Underachiever brauchen vor allem Aufmerksamkeit und Zuwendung. Dies bedeutet:

Verständnis und Wertschätzung:

Verständnis für die individuellen Bedürfnisse und Wertschätzung der Persönlichkeit des Kindes.

Positive Erfahrungen ermöglichen:

Positive Lernerfahrungen ermöglichen und Geduld zeigen.

 

Schlussfolgerung

 

Die Förderung von hochbegabten Underachievern erfordert ein ganzheitliches Konzept, das sowohl die Vermittlung von Lernstrategien und Arbeitstechniken als auch die Steigerung der Lernmotivation und die Unterstützung der Persönlichkeitsentwicklung umfasst. Nur durch eine umfassende und individuelle Förderung können diese SchülerInnen ihr Potenzial entfalten und ihre Fähigkeiten optimal nutzen.

Es ist wichtig, dass Eltern, LehrerInnen und andere beteiligte Personen zusammenarbeiten, um ein förderliches Lernumfeld zu schaffen, in dem hochbegabte Underachiever wachsen und sich entwickeln können. Dies erfordert nicht nur fachliche Kompetenzen, sondern auch Einfühlungsvermögen, Geduld und die Bereitschaft, individuelle Wege zu gehen.

 

Weitere Strategien und Maßnahmen

Neben den oben genannten Ansätzen gibt es noch weitere Strategien und Maßnahmen, die zur Förderung von hochbegabten Underachievern beitragen können. Diese umfassen:

 

Individuelle Förderpläne

Ein individueller Förderplan, der auf die spezifischen Bedürfnisse und Fähigkeiten des Schülers oder der Schülerin zugeschnitten ist, kann helfen, gezielte Unterstützung zu bieten. Dieser Plan sollte regelmäßig überprüft und angepasst werden, um sicherzustellen, dass er den aktuellen Bedürfnissen entspricht.

 

Mentoring-Programme

Mentoring-Programme können eine wertvolle Unterstützung bieten. Ein Mentor oder eine Mentorin kann als Vorbild und Ansprechpartner dienen, der oder die den Schüler oder die Schülerin motiviert und bei der Bewältigung von Herausforderungen unterstützt.

 

Zusammenarbeit mit Fachkräften

Die Zusammenarbeit mit Fachkräften, wie Beratern oder Spezialisten für Hochbegabung, oder Schulpsychologen,  kann zusätzliche Unterstützung und Ressourcen bieten. Diese Fachkräfte können helfen, individuelle Stärken und Schwächen zu identifizieren und geeignete Fördermaßnahmen zu entwickeln.

 

Kreative und künstlerische Aktivitäten

Kreative und künstlerische Aktivitäten können dazu beitragen, das Selbstbewusstsein und die Ausdrucksfähigkeit der SchülerInnen zu stärken. Diese Aktivitäten bieten Möglichkeiten, Talente zu entdecken und zu fördern, die im regulären Unterricht möglicherweise nicht zur Geltung kommen.

 

Förderung sozialer Kompetenzen

Die Förderung sozialer Kompetenzen ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Unterstützung von hochbegabten Underachievern. Soziale Fähigkeiten wie Kommunikation, Teamarbeit und Konfliktlösung sind entscheidend für den Erfolg sowohl in der Schule als auch im späteren Leben.

 

Schaffung eines positiven Lernumfelds

Ein positives Lernumfeld, das Fehler als Teil des Lernprozesses akzeptiert und unkonventionelle Denkweisen ermutigt, ist entscheidend für die Förderung von Underachievern. Ein solches Umfeld unterstützt die Entwicklung von Selbstvertrauen und fördert die Bereitschaft, neue Herausforderungen anzunehmen.

 

Praxisbeispiele:

1. Vermittlung von Lernstrategien und Arbeitstechniken

Beispiel: Rechtschreibtipps

Ein Lehrer bemerkt, dass ein hochbegabter Schüler Schwierigkeiten mit der Rechtschreibung hat, obwohl er komplexe Texte verfasst. Um dem Schüler zu helfen, wird ein individueller Plan entwickelt, der Rechtschreibtipps und Übungen umfasst. Der Schüler erhält regelmäßig Diktate, aber auch spielerische Übungen wie Kreuzworträtsel oder Wortpuzzles, um die Rechtschreibung zu verbessern.

Beispiel: Memoriertechniken

Eine Schülerin hat Schwierigkeiten, sich Vokabeln für den Fremdsprachenunterricht zu merken. Der Lehrer stellt ihr verschiedene Memoriertechniken vor, wie z.B. das Erstellen von Eselsbrücken oder die Nutzung von Lernkarten (Flashcards). Zudem wird die Methode der Loci-Technik eingeführt, bei der die Schülerin Wörter mit bestimmten Orten in einem imaginierten Raum verbindet.

 

2. Steigerung der Lernmotivation und Förderung selbstregulierten Lernens

Beispiel: Anspruchsvolle, aber lösbare Aufgaben

Ein Lehrer gibt einem hochbegabten Underachiever zusätzliche Aufgaben, die über den regulären Lehrplan hinausgehen, aber immer noch machbar sind. Diese Aufgaben beziehen sich auf Themen, die den Schüler besonders interessieren, wie z.B. Programmieren oder komplexe mathematische Probleme. Dadurch wird der Schüler motiviert, da die Aufgaben sowohl herausfordernd als auch relevant für seine Interessen sind.

Beispiel: Offene Unterrichtsformen

Ein Lehrer setzt auf projektbasiertes Lernen, bei dem die SchülerInnen eigene Projekte auswählen und bearbeiten können. Ein hochbegabter Underachiever wählt ein Projekt zum Thema "Umweltverschmutzung" und entwickelt ein Modell zur Reduzierung von Plastikmüll. Der Schüler plant und führt das Projekt eigenständig durch, wobei der Lehrer als Mentor fungiert. Dies fördert die Selbstständigkeit und das entdeckende Lernen.

 

3. Unterstützung der Persönlichkeit

Beispiel: Vertrauen und Akzeptanz zeigen

Eine Lehrerin bemerkt, dass ein hochbegabter Schüler häufig unkonventionelle Lösungen für Probleme findet, die nicht den üblichen Lehrbuchlösungen entsprechen. Anstatt diese Lösungen abzulehnen, lobt die Lehrerin den kreativen Ansatz und ermutigt den Schüler, weiter nach innovativen Lösungen zu suchen. Diese Akzeptanz und Wertschätzung fördert das Selbstvertrauen des Schülers.

Beispiel: Mentoring-Programm

Ein hochbegabter Underachiever wird mit einem Mentor aus der Wissenschaft verbunden, der in einem Bereich arbeitet, der den Schüler besonders interessiert, z.B. Astronomie. Der Mentor trifft sich regelmäßig mit dem Schüler, um über wissenschaftliche Themen zu sprechen, Experimente durchzuführen und Einblicke in die Praxis zu geben. Dieses Mentoring-Programm bietet dem Schüler die Möglichkeit, sein Interesse zu vertiefen und gleichzeitig Unterstützung und Orientierung zu erhalten.

 

4. Individuelle Förderpläne

Beispiel: Erstellung eines Förderplans

Ein Schüler zeigt in einigen Fächern herausragende Leistungen, hat aber Schwierigkeiten in anderen Bereichen, wie z.B. in der sozialen Interaktion. Ein Förderteam, bestehend aus Lehrern, Schulpsychologen und Eltern, entwickelt einen individuellen Förderplan. Dieser Plan umfasst regelmäßige Treffen mit dem Schulpsychologen zur Stärkung der sozialen Kompetenzen sowie gezielte Übungen und Projekte, die die Stärken des Schülers fördern.

Kreative und künstlerische Aktivitäten

Beispiel: Kunstprojekte

Eine Schule bietet ein spezielles Kunstprojekt an, bei dem hochbegabte Underachiever ihre Kreativität ausleben können. Eine Schülerin, die sich für Malerei interessiert, erhält die Möglichkeit, ein großformatiges Gemälde zu einem Thema ihrer Wahl zu erstellen. Während des Projekts wird sie von einem Kunstlehrer unterstützt, der ihr neue Techniken beibringt und ihre künstlerische Entwicklung fördert.

 

5. Förderung sozialer Kompetenzen

Beispiel: Soziales Lernen durch Gruppenarbeit

Ein Lehrer organisiert regelmäßig Gruppenarbeiten, bei denen hochbegabte Underachiever mit anderen SchülerInnen zusammenarbeiten. Durch diese Gruppenarbeiten lernen sie, ihre sozialen Kompetenzen zu verbessern, zu kommunizieren und im Team zu arbeiten. Ein konkretes Beispiel ist die Durchführung eines gemeinsamen Forschungsprojekts, bei dem jeder Schüler eine spezifische Rolle übernimmt und alle zusammen ein gemeinsames Ziel verfolgen.

 

6. Schaffung eines positiven Lernumfelds

Beispiel: Fehlerfreundliches Umfeld

In einer Klasse wird eine Kultur etabliert, in der Fehler als natürlicher Teil des Lernprozesses betrachtet werden. Ein Lehrer führt regelmäßige Reflexionsrunden durch, in denen SchülerInnen über ihre Fehler sprechen und gemeinsam Lösungen finden. Ein hochbegabter Underachiever, der oft Angst vor Fehlern hat, beginnt, seine Fehler offen zu teilen und daraus zu lernen, ohne Angst vor negativer Bewertung.

 

Diese praktischen Beispiele zeigen, wie verschiedene Ansätze zur Förderung von hochbegabten Underachievern in der Praxis umgesetzt werden können. Sie veranschaulichen, wie wichtig es ist, individuell auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten der SchülerInnen einzugehen und ein unterstützendes, motivierendes Lernumfeld zu schaffen.

 

Fazit

 

Die Förderung von hochbegabten Underachievern erfordert ein umfassendes und differenziertes Vorgehen, das auf die individuellen Bedürfnisse und Potenziale der SchülerInnen abgestimmt ist. Durch die Kombination verschiedener Ansätze und Maßnahmen können diese SchülerInnen ermutigt werden, ihr volles Potenzial auszuschöpfen und ihre Begabungen zu entfalten.

 

Eltern, LehrerInnen und andere beteiligte Personen müssen gemeinsam daran arbeiten, ein förderliches Umfeld zu schaffen, in dem hochbegabte Underachiever wachsen und sich entwickeln können. Mit Geduld, Einfühlungsvermögen und einer positiven Einstellung können wir diesen SchülerInnen helfen, ihre Fähigkeiten zu nutzen und ihre Ziele zu erreichen.

 

 

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0